Die Geschichte der Kappler Schützen beginnt natürlich nicht erst im Wiedergründungsjahr 1951, sondern schon viel früher. Leider ist keine Chronik aus der alten Zeit vorhanden, weshalb wir aus der Zeit vor dem Krieg nur dürftige Informationen über das Schützenwesen in Kappl haben. Dies mag auch daran liegen, dass die Kappler Schützen eigentlich nie eine eigene Kompanie waren, sondern nur ein Zug der Landecker Schützenkompanie, was in den historischen Aufzeichnungen über die Landecker Schützen meist jedoch nicht differenziert überliefert wird. Die erste urkundliche Erwähnung von Schützen in Kappl findet sich in der Kappler Kirchenchronik, und zwar im Jahr 1734 in einem Bericht des damaligen Pfarrers Aigner über die Feierlichkeiten zur Einweihung der neu erbauten Pfarrkirche in Kappl: „Die Landmilitiae (Schützenkompanie) mit 25 Mann unter Korporal Christian Pall (aus Ulmich) haben Ihro hochfürstbischöfliche Gnaden mit Salve geben löblich bedienet.“ Die Schützen hatten also auch schon damals ihre Repräsentationspflichten zu erfüllen, wenn auch die militärische Landesverteidigung damals noch sicher die primäre Aufgabe der Schützen war. In Zusammenhang mit der Schützenkompanie Landeck wird ein Christian Stark erwähnt, in Kappl geboren und aufgewachsen, der im Jahre 1796/97 Oberleutnant bei der Gerichts – Schützenkompanie Landeck war, der auch ein Zug der Gemeinde Kappl angehörte. Weiters hat ein Michael Haas aus Kappl mit 18 Schützen den Posten Brente im Tannheimertal am Joch bei Hindelang versehen und erfolgreich den Angriff der Franzosen abgewehrt.
1809 haben zwei Kappler Schützenkompanien gemeinsam mit den anderen Schützen des Tales in der Schlacht am Giggler Tobl das Eindringen der bayerisch-französichen Truppen in das Paznaun abgewehrt und damals eine Fahne und eine Kanone erbeutet, sowie 40 Mann gefangen genommen. Diese Fahne, das „Zaggali“ ist heute noch im Besitz der Kappler Schützen und wird mit Stolz bei allen Ausrückungen mitgetragen. Namentlich erwähnt wird im Zusammenhang mit den Kämpfen zwischen 1797 und 1809 neben dem Schützenmajor Christian Stark auch der Kappler Wirt Franz Anton Huber, dem der bayrische General Raglovitsch nach der Schlacht am Giggler Tobl sogar einen Posten als Oberleutnant in der bayrischen Armee angeboten haben soll. Die ersten Trachten erhielten die Kappler Schützen im Jahre 1838, blieben aber auf eigenen Wunsch weiterhin der Schützenkompanie Landeck zugeteilt. Die 175 Mann starke Landecker Kompanie wurde damals vom Hauptmann Anton Kolp kommandiert, während die Schützen aus Kappl vom Unterjäger Johann Walser aus Kappl angeführt wurden.
Eine weitere Erwähnung der Kappler Schützen steht in Zusammenhang mit Erzherzog Johann, der am 3. Juli 1841 das Paznaun bereist hat und bei der Niederhofer Kapelle von der Geistlichkeit, Anwalt Joseph Zürcher und der Schützenkompanie mit 50 Mann und 15 Musikanten empfangen wurde. Auch am 17. Juni 1856 gab es hohen Besuch. Erhzerzog Carl Ludwig, der über das Zeinisjoch ins Paznaun gekommen war, wurde von der Kappler Bevölkerung, von der Schützenkompanie und der Musikkapelle enthusiastisch empfangen. (TT-17.06.2017)
In der Schlacht bei Solferino im Jahre 1859 zeichnete sich der Kappler Alois Sailer als Zugsführer der Kompanie des Gerichtes Landeck so aus, dass ihm die silberne Tapferkeitsmedaille zuerkannt wurde.
In den Kämpfen bei Le Tezze im Jahre 1866 hat sich die 116 Mann starke Landecker Schützenkompanie unter Hauptmann Nikolaus Wachter trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit gegen die italienischen Truppen erfolgreich behauptet. Dafür wurde dem bereits vorher erwähnten Unterleutnant Alois Sailer am 4.10.1866 vom Kaiser die „Allerhöchst belohnende Anerkennung“ ausgesprochen und er wurde mit der Militärverdienstmedaille am Band des Militärverdienstkreuzes ausgezeichnet. Im Jahre 1909 nahmen die Kappler Schützen mit 60 Mann am Festumzug in Innsbruck teil. Am 23.6.1915 nach der Kriegserklärung der Italiener zog auch das Landecker Schützenbataillon mit über 500 Mann in den Kampf um die Freiheit Tirols. Eine der 3 Landecker Kompanien setzte sich dabei aus den Standschützen des Paznaun zusammen, die unter der Führung von Hauptmann Gottlieb Jehle aus Kappl stand. Ab 1922 stand die Schützenkompanie Kappl unter der Führung von Hauptmann Sailer Alois jun., bis zum Jahre 1938. Nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland mussten die Waffen abgeliefert werden und so waren die Schützen in der Kriegszeit und in den ersten Nachkriegsjahren in Kappl nicht aktiv.
Nach 13 Jahren Pause wurde die Schützenkompanie Kappl im Jahre 1951 wieder gegründet. Damals trugen die Kappler Schützen aber noch nicht ihre heutigen Trachten, sondern feldgraue Uniformen und hatten im Gründungsjahr eine Stärke von 32 Mann. Beim Festumzug im Jahre 1959 hätten die Kappler in diesen Uniformen allerdings nicht teilnehmen dürfen und so wurde die Kompanie im Jahre 1959 mit der überlieferten Tracht aus dem Jahr 1838 ausgestattet. In den letzten Jahrzehnten sind aus den Reihen der Kappler Schützen immer wieder ausgezeichnete Scheibenschützen hervorgegangen, was die zahlreichen Siege bei Tal-, Bezirks- und Regimentsschießbewerben eindrucksvoll beweisen. Im Jahre 1979 wurden unter Obmann Johann Juen die Jungschützen aufgestellt, die eine wichtige Basis für die Ideale und Werte der Schützen darstellen.
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