Es war ein Jahr, in dem wir leider drei unserer Ehrenmitglieder zu Grabe tragen mussten. Schmid Johann im Dezember, unseren langjährigen Kassier Gustl Moser im Jänner und Fähnrich Hans Gander im Oktober.  Alle drei waren jahrzehntelang gute und verlässliche Kameraden.

DSC_0274Darum ist es sehr erfreulich, dass wir dieses Jahr wieder stolz auf unsere Jungschützen sein können. Lukas, Sophia und Fabian sind zum Leistungsabzeichen angetreten und haben die Prüfung hervorragend bestanden.

Erfolgreich war unser Nachwuchs auch beim Schießen: Landes­jungschützenschießen: Sophia Hauser, 1. Platz; Viertelschießen:  Otto Siegele 1. Platz, Hauser Sophia 3. Platz und Johannes Siegele 10. Platz. Schön ist, dass die Paznauner Mannschaft (mit den Seebern) den 2. Platz belegen konnte. DSC_0303

Ebenso erfolgreich waren die „großen“ Kappler wieder bei den vielen Schießveranstaltungen und durften zu einem großen Teil das Oberländer Aufgebot für das Schießen der Alpenregion in Meran stellen. Beim Bezirksschießen holten sowohl Gerald als auch Franz Zangerle den Sieg und unsere  Mannschaft holte mit Rekordvorsprung den Wanderpokal, der jetzt endgültig in Kappl bleibt.  Gerald trägt dieses Jahr die Schützenkette für den Besten im Bezirk. (Foto 3)

Beim Landesschießen mit Karabiner in Pfunds holte unser „Senior“ Franz den 3. Platz.

Eine Kappler Abordnung war bei der Gründungsfeier des „Schützenbataillons Judicaria“ im westlichen Trentino mit dabei.

Es war uns eine Ehre auch das Bezirksmusikfest in Kappl zu begleiten und den landesüblichen Empfang durchzuführen.

Der Hauptmann Siegfried Juen und Josef Siegele haben heuer schon zum dritten Mal mit Unterstützung von Alois Ladner in der Kirche die Altäre und Gesimse gereinigt. Klaus Hellings hat uns dankenswerterweise wieder unentgeltlich seinen Steiger zur Verfügung gestellt.    IMG_5891

Es folgt nun ein kurzer Überblick über die Geschichte der Tiroler Schützen:

Die Anfänge der Tiroler Schützen reichen bis ins Mittelalter zurück. In Tirol, der ältesten Festlanddemokratie Europas, hatten die verschiedenen Stände, also auch die Bauern, das Recht zur politischen Mitbestimmung. 1323 legt der Tiroler Landtag fest, dass im Notfall alle wehrhaften Männer für die Verteidigung aufgeboten werden sollten. 1416, schon unter habsburgischer Herrschaft, schuf Herzog Friedrich IV. (mit der leeren Tasche) eine neue Wehrordnung, durch die der Adel seine Vorherrschaft verlor. Es wurde schon damals festgelegt, dass die Tiroler nur für die Verteidigung des eigenen Landes in den Krieg ziehen mussten. Kaiser Maximilian, der das Schützenwesen und damit auch den Bau von Schießständen sehr förderte, erließ 1511 mit dem Landtag das „Landlibell“, das unter anderem das Recht Waffen zu tragen und nicht außerhalb Tirols kämpfen zu müssen, dafür aber die Verpflichtung zur eigenen Landesverteidigung festschrieb. Es wurde das Schützenwesen und damit die Landesverteidigung genau geregelt und die Größe der „Aufgebote“ zwischen 5.000 und 20.000 Mann festgelegt. Die Alarmierung erfolgte quer durchs Land mit den sogenannten „Kreidfeuern“. Ab dem 17. Jhdt. wählten die Schützen ihre Offiziere selber und hielten auch im 1. Weltkrieg daran fest.

1703 bewährten sich die Schützen gegen das Bayernheer im sogenannten „Bayrischen Rummel“. Der erfolgreiche Widerstand gegen die Bayern brach im Oberland aus und der Kurfürst musste mit seinen Soldaten flüchten. Die Annasäule und der Pontlatzadler im Oberen Gericht erinnern noch heute an dieses Ereignis, das am Gachen Blick auf dem neuen Aussichtspunkt erklärt wird.

1796 kam es im Süden Tirols zu mehreren für die Tiroler siegreichen Schlachten, die 1809 unter Andreas Hofer einen Höhepunkt erreichten.

Nachdem das österreichische Heer 1805 gegen Napoleon verloren hatte, musste Tirol an Bayern abgetreten werden. Nachdem sich die bayrische Verwaltung nach umfangreichen Steuererhöhungen und Beschränkungen auch noch in kirchliche Traditionen einmischte, brachte die versuchte Rekrutierung von jungen Burschen in Axams 1809 den Aufstand zum Ausbruch. Mit heimlicher Unterstützung von Erzherzog Johann warfen die Tiroler die Bayrische Besatzung aus dem Land. Napoleon versuchte vergeblich das Land wieder zu erobern und Andreas Hofer übernahm die Verwaltung des Landes. Nach drei erfolgreichen Schlachten ging die vierte „Schlacht am Bergisel“ am 1. November aber verloren. Die Anführer mussten flüchten, viele gaben ihr Leben und Andreas Hofer wurde auf persönlichen Befehl von Napoleon 1810 in Mantua erschossen. Der Landesgedenktag am 20. Februar erinnert noch heute an diesen Tag. Erst 1814 kam Tirol wieder zu Österreich. 1848, 1859 und 1866 kämpften die Schützen an der Südgrenze gegen die Italiener. Bei den Kämpfen von Le Tezze in der Valsugana traten vor allem die Paznauner in Erscheinung.

Das Kaiserreich Österreich brach schon in diesen Jahren das Versprechen, dass die Tiroler nicht außerhalb der Landesgrenzen eingesetzt würden. So wurden auch 1914 die Kaiserjäger und die Gebirgstruppe der Landesschützen in Galizien gegen Russland verheizt. Als dann im Mai 1915 Italien den Krieg erklärte waren kaum reguläre Truppen verfügbar und so mussten die Standschützen (junge Burschen, untaugliche und ältere Männer) die Grenzen besetzen. Die Italiener waren überrascht und so konnte ein Eindringen nach Tirol verhindert werden. Der Einsatz unserer Vorfahren war aber vergeblich, denn der Krieg wurde andernorts entschieden und Südtirol mit dem Trentino von Österreich getrennt. Nach dem Ende des Kaiserreiches ihrer eigentlichen Aufgabe enthoben, gingen die Schützen bis Ende der vierziger Jahre durch eine wechselvolle Geschichte und wurden teilweise von der Politik vereinnahmt oder verboten. Derzeit sind Historiker damit beauftragt diese schwierige Zeit genau zu erforschen. Dem 1950 gegründeten Bund der Tiroler Schützenkompanien gehören 234 Kompanien mit über 14.500 aktiven Schützen an. Zusammen mit dem Südtiroler und dem Welschtiroler Schützenbund sowie den Bayrischen Gebirgsschützen bilden sie die Alpenregion der Schützen und es wird über die Staatsgrenzen hinaus versucht die Traditionen und Werte der Schützen hochzuhalten. Zu diesem Zweck wurden im vergangenen Jahr in einem mehrmonatigen Nachdenkprozess mit Beteiligung aller Schützen 11 Leitmotive erarbeitet um dem Schützenwesen einen nachhaltigen Sinn zu geben.

Die Grundsätze der Schützen: „die Treue zu Gott und dem Erbe der Vorfahren, der Schutz von Heimat und Vaterland, die größtmögliche Einheit des ganzen Landes, die Freiheit und Würde des Menschen, die Pflege des Tiroler Schützenbrauches“ sind essentielle Bestandteile des Tiroler Schützenwesens und Grundlage unseres Denkens und Handelns. Diese Grundsätze interpretieren wir zeitgemäß und betrachten diese als Bildungsauftrag für die Zukunft.

Mehr Informationen zu den Kappler Schützen unter: schuetzenkappl.wordpress.com und wir freuen uns wie jedes Jahr auf neue Mitglieder, damit die Tradition unserer Vorfahren weiterbesteht.

Josef Siegele